Transformation Check
Vorsitzender des Vorstands, ZF Group
ZF ist ein weltweit aktiver Technologiekonzern und liefert Systeme für die Mobilität von Pkw, Nutzfahrzeugen und Industrietechnik. Mit seiner Strategie »Next Generation Mobility« richtet sich das Unternehmen mit weltweit rund 155.000 Beschäftigten auf die Veränderungen der Mobilität aus; der Schwerpunkt liegt dabei in den Bereichen Elektromobilität, Software und Elektronik sowie autonomes Fahren.
7 Fragen zum Transformations-Status-Quo
Herr Scheider, seit gut vier Jahren führen Sie nun ZF. Wie weit sind Sie mit der Transformation vorangekommen?
Mit unserer Strategie »Next Generation Mobility« haben wir eine klare Vorgehensweise, wie wir ZF auf den Wandel der Mobilität einstellen. Trotz scharfer Krisen investieren wir weiter stark in Elektromobilität, Digitalisierung und autonomes Fahren. Wir sind gut vorangekommen und haben bei der E-Mobilität strategisch den Wandel erfolgreich bewältigt: Wir sind heute ein etablierter Lieferant mit komplettem Portfolio und führend bei Invertern auf Basis der 800-Volt-Siliziumkarbid-Technologie. Unser nächstes Ziel für die E-Mobilität ist, Innovationstreiber für die gesamte Branche zu sein.
Wie geht es in den nächsten Jahren weiter? Gibt es Schwerpunkte oder Fokusthemen?
Bestimmend ist die weitere Digitalisierung aller Abläufe des Unternehmens sowie die Ausrichtung auf softwaredefinierte Fahrzeuge und deren Elektronik. Auch der Bereich Mobilitätsdienstleistungen wird immer wichtiger. Unser Team für automatisierte Transportsysteme kann nun eine schlüsselfertige Lösung für Planung, Betrieb und Implementierung eines automatisierten Shuttle-Systems anbieten, das die Innenstädte entlastet und sie mit ländlichen Gebieten verbindet.
Das sind große Herausforderungen. Change bedeutet immer, dass die Belegschaft mitgenommen werden muss. Wie holen Sie die Belegschaft ab und begeistern diese für den Wandel?
Um unsere Strategie zu erklären, die Chancen des Wandels zu zeigen und die Beschäftigten mitzunehmen, setzen wir stark auf interne Partizipation und eine offene Kommunikation. Beim Umsetzen unserer Strategie hilft uns der »ZF Way«. Er gibt uns mit seinen Prinzipien Orientierung, wie wir gemeinsam den Weg in die Zukunft bewältigen.
Welche Rolle spielen dabei die Führungskräfte als Change Agents?
Eine sehr wichtige, denn sie sind diejenigen, die als Multiplikatoren und Ansprechpartner der Teams den ZF Way im täglichen Miteinander vorleben. Nur wenn sie unsere Strategie verstehen und mittragen, werden sie die Beschäftigten für unseren Weg begeistern.
Wie nehmen die Stakeholder und insbesondere die Kunden die Veränderung von ZF wahr?
Es hat sich bewährt, mit einem klaren Plan und guter Strategie am Markt zu agieren – gerade auch in jüngster Zeit. Dafür wird uns Respekt von unseren Kunden und weiteren Interessengruppen entgegengebracht. Getriebe, für die wir oft noch in der breiten Öffentlichkeit bekannt sind, sind zwar noch wichtig, doch viele neue Technologien sind in den letzten Jahren hinzugekommen und prägen inzwischen unser Geschäft maßgeblich.
ZF ist in den letzten Jahren stark durch Unternehmenszukäufe gewachsen. Ist das Teil der Transformationsstrategie und welche Aktivitäten sind hier in der Zukunft zu erwarten?
ZF hat Zukäufe konsequent genutzt, um sich strategisch gezielt zu verstärken. So gesehen war die Transformation schon Teil unserer DNA, als sie für die Automobilindustrie noch kein zentrales Thema war. Mit den Akquisitionen von TRW und WABCO haben wir uns im Pkw- und Nutzfahrzeugbereich entscheidend verstärkt – im Nutzfahrzeugbereich sind wir zum Jahresbeginn nach der erfolgreichen WABCO-Integration zum weltgrößten Zulieferer geworden. Zudem halten wir zahlreiche Beteiligungen und Partnerschaften. Dieses Feld entwickelt sich sehr dynamisch, und so wird es auch bleiben.
Ein Unternehmensumbau führt auch immer zum Wandel der Kompetenz-anforderungen. Wie stellen Sie sicher, dass Sie die richtigen Qualifikationen an Bord haben?
Im Rahmen der Karriereentwicklung in einem dynamischen Umfeld wie unserem sind Veränderungsbereitschaft und das Interesse, sich neuen Themen zu widmen, gute Eigenschaften, die wir ganz aktiv fördern. Für die 30.000 Beschäftigten unserer Division Electrified Powertrain Technology haben wir beispielsweise das Weiterbildungsprogramm »E-Cademy« gestartet. Es soll Freude auf den Wandel wecken und den Mitarbeitern das notwendige Wissen für die Elektromobilität vermitteln. Ein weiteres Element sind sogenannte Lernreisen, bei denen sich Beschäftigte gezielt über Monate hinweg auf Jobprofile weiterbilden, die wir künftig verstärkt benötigen.